Einzigartige menschliche Erfahrungen und Erlebnisse sind in den Kulturen auf allen Kontinenten und von Gäubigen aller Religionen überliefert worden. Heute geht es um das Leben der Gertrud von Ortenberg, die als Tochter eines Ritters zwischen 1275 und 1285 geboren wurde und 1325 in Offenburg starb. Nach ihrer Ehe mit dem Ritter Heinrich Rickeldey zog die geistig und religiös aufgeschlossene Frau in die Stadt Offenburg und wurde von einer Begine aufgenommen. 1303/04 trat sie der Beginengemeinschaft bei. Sie pflegte Kranke, kümmerte sich um Kinder und bemühte sich um die Aussöhnung zwischen verfeindeten Menschen.
Ihre Vita hat Siegfried Ringler übersetzt übersetzt und herausgegeben. Sie ist ein Beispiel für die Beginenbewegung im Mittelalter und steht für geistige und religiöse Mündigkeit.
Dr. Siegfried Ringler veröffentlichte auch eine Darstellung unter dem Titel „Befreit von allem. Mystik und Emanzipation bei Gertrud von Ortenberg“:
„Weiß Gott, ich will es wagen, Unser Herr lässt mich nicht im Stich, darin will ich ihm vertrauen.“ Mit unbedingter Entschlossenheit setzt so die junge Adlige Gertrud von Ortenberg (ca. 1275/1285–1335) gegenüber ihren Verwandten ihre Absicht durch, die angestammte Burg zu verlassen und in der Stadt Offenburg ein selbstverantwortetes Leben als Begine zu führen. Davon berichtet die kurz nach Gertruds Tod unter dem maßgeblichen Mitwirken ihrer Freundin Heilke von Staufenberg verfasste Vita, die über ihre historische und literarische Bedeutung hinaus ein geradezu einzigartiges Dokument zur Frauenbewegung im frühen 14. Jh., zu Beginentum und Mystik und besonders zum Armutsstreit in dieser Zeit ist…
Für uns Heutige dürfte von besonderem Interesse sein, wie es hier einer Frau gelingt, sich aus vielfacher Abhängigkeit zu lösen und zu einem selbstbestimmten Leben zu gelangen, wobei die Bewältigung der konkreten Alltagsverhältnisse und das Streben nach religiöser Vervollkommnungaufs engste zusammenwirken.“(Siegfried Ringler, Geist und Leben, Jg.91. Heft Nr.3 von 2018, S. 241* Übersetzung der Vita: S.Ringler, Von dem heiligen Leben der Gertrud von Ortenberg, Grin Verlag, Essen 2017)
Die Entwicklung von Beginen-Wohngemeinschaften, den Beginenhöfen, hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Auch in Iserlohn wollen Frauen der modernen Beginenbewegung ein Leben in einer Wohngemeinschaft beginnen: „Selbstentfaltung in der Gemeinschaft – ohne Männer.“
Etwa ab 19.35 hören Sie von der Baustelle der zukünftigen Beginen-Wohngemeinschaft ein Gespräch mit Erika Knacke, Monika Muth und Sibille Heimann, der Projektberaterin und Begine im Vorstand des Dachverbands der Beginen.
Redaktion und Moderation:
Thomas Brenck * Sprecher: Werner Kroll und Miriam Brenck
Beitrag in der NRWision-Audiothek abrufbar:
www.nrwision.de/mediathek/kulturzeit-mk-beginen-im-mittelalter-beginenhof-in-iserlohn-180927/
Die eingespielten Musiktitel:
Jacques Loussieur: Siciliano In G Major
Amacord: Lux Aeterna
Alberto Turco: Introitus, Adorate Deum
Quali :The grant desire, D´aymer M`yTient;
Michel Cardion: Suite No.4 in G Silvius Leopold Weiss SW5 ,Gigue
Robert Cohen, Cellosuite in B-Dur, Sarabande von J.S.Bach
LAGQ: Fragile (nach Sting)
Echoes of Swing: Wohin?
Robert Cohen:Cellosuite von J.S.Bach
Ulla van Daelen: Selana /Titel: Metamorphosis
Frankfurt Jazz Trio: While we are Young
Informationen um Iserlohner Projekt Beginenhof:
www.igw-wohnen.de/projekt/neubauprojekt-wallstrasse-gerichtstrasse.html
www.facebook.com/Frauenwohnprojekt/