Auch im Teil 2 geht es um die Lebensgeschichte des Künstlers Leo Slezak. Die Hörer und Hörerinnen werden von dessen internationalem Engagement erfahren und den Weg des Tenors durch die berühmten Opernhäuser der Welt miterleben. Es ist sehr schwierig, Slezaks Tenor, dieses akustische Phänomen, näher zu beschreiben.

Ein Musikkritiker erklärte es einmal so: „Seine Stimme durfte in ihrer Bestzeit als ein Mammuttenor vorsintflutlicher Größe bezeichnet werden und ihre Beschreibung – „sie strahlte mit unglaublicher Kraft und Schönheit, verfügte bis in die letzte Wurzel des Tones über Wohllaut und Ausdauer, und stieg raketenhaft in letzte Höhen, mit einem betörenden Schmelz bis zum feinsten Pianissimo“.

Berlin, Wien, London, Mailand, New-York, Prag oder Budapest, Slezak sang an allen Musikmetropolen der Welt. Am 15.September 1901 wurde er Mitglied der Wiener Hofoper, der späteren Staatsoper. Slezak verließ 1908 Wien und ging eine Verpflichtung an der Met in New-York ein. Das Ensemble der Met machte viele Gastspiele innerhalb Amerikas .

Wo immer der Tenor dort auch auftrat, sein Presseagent sorgte stets für die entsprechende Werbung. In den Zeitungen wurde er als ein tschechischer Gigant, sechs Fuß, vier Zoll hoch mit einem Gewicht von 300 Pfund beschrieben. Er wäre nur so groß und stark geworden, so war zu lesen, weil er in der Jugend immer barfüßig gegangen wäre. Bei seinen vielen Auftritten in Amerika war Slezak vor Überraschungen nie sicher. So auch bei einer Othello-Aufführung. Slezaks Partnerin sang infolge einer Blinddarmentzündung unter großen Schmerzen ihre Rolle als Desdemona bis zum Ende der Oper. Noch in der Nacht musste sie sich einer schweren Operation unterziehen.

Am nächsten Morgen stand in großen Lettern dann in den Zeitungen, Slezaks Bild als Othello: „Roher Russischer Tenor bricht den Appendix von Madam Alda, der „Desdemona“. Slezak war darüber nicht begeistert, sein Agent jedoch freute sich über diese hausgemachte Reklame. 1914 schloss der Künstler am Theater in Kislowodsk, einem mondänen Kurort im Kaukasus, für 10 Auftrittsabende einen Vertrag ab. Während seines Aufenthaltes wurde er dort vom 1.Weltkrieg überrascht.

Am 28.Juli 1914, vier Tage vor der Kriegserklärung Deutschland gegen Russland, musste er das Land verlassen. Nach einer abenteuerlichen Flucht über Schweden gelangte der Künstler nach Wien, wo er als verlorener Sohn mit offenen Armen empfangen wurde. In den 1920er Jahren zog er sich dann von den schweren Heldenrollen zurück. Es folgte ein erfolgreicher Wechsel zur Operette und zum Film.

In der Spielsaison 1933-1934 trat er dann noch ein paar Mal an der Wiener Staatsoper auf. Sein letzter Bühnenauftritt war dort am 19.Januar 1934 als Canio im Bajazzo. Mit der Bajazzo-Arie begann seine Bühnenlaufbahn in Brünn und mit dieser Rolle verabschiedete er sich dann auch in Wien von der Opernbühne.

Dem Tonfilm und Konzertsaal hielt er jedoch weiterhin die Treue. Nach Beendigung seiner Laufbahn lebte Leo Slezak in seinem Haus in Rottach-Egern. Hier hatte er sich schon während seiner künstlerischen Tätigkeit ein Sommerheim geschaffen und seine Ferien verlebt. Es war ein altes, kleines Bauernhaus, das er selbst liebevoll umgestaltet hatte. Ein selbst angelegter Garten und Park machten das gesamte Anwesen zu einer Oase der Ruhe. Leo Slezak starb am 1. Juni 1946 in seinem geliebten Rottach-Egern.

Redaktion und Moderation: Robert Beyer
Sprecherin: Charlotte Kroll

Bereits gesendet am 16. Mai 2015